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Bulgarien Gebirge
Bulgarien GebirgeBulgarien kann sehr wohl als Gebirgsland bezeichnet werden, wird doch etwa die Hälfte seines Territoriums durch Gebirgsformen unterschiedlicher Größe und Höhe, unterschiedlichen Charakters und ebenso unterschiedlicher Herkunft eingenommen. Alle sie gehören zu der mächtigen Alpen-Himalaja-Kette, die auf den beiden Kontinenten Europa und Asien eine Vielzahl Gebirgssysteme umfasst.
Bulgariens Gebirge sind ausgesprochen verschieden. Wenn sie etwas nicht haben, so sind das nur die himmelstürmenden Höhen nebst ewigem Schnee und Eis. Klein und groß, kahl und bewachsen, abgerundet und spitz, niedrig und hoch, felsig und alpin – alle sind sie zu allen vier Jahreszeiten zugänglich und bieten unbegrenzte Möglichkeiten für Erholung, Sport und Tourismus. Die geografische Wissenschaft zählt 37 Gebirge, wovon 36 im Süden des Landes liegen. Die Grenze zwischen Nord- und Südbulgarien wird durch das Balkangebirge gebildet, dem die Balkanhalbinsel auch ihren Namen verdankt. Es ist das längste und flächenmäßig größte und wird von den Bulgaren auch noch das „Alte Gebirge“ genannt. Parallel dazu erstreckt sich südlich die zweitlängste Gebirgskette des Landes, das Sredna-Gora-Gebirge. Diese beiden Gebirge bieten nicht nur herrliche Naturgegebenheiten, sondern sind auch sehr eng mit der Geschichte unseres Volkes verbunden. Doch die weitaus beeindruckendste Gebirgskette ist das Rila-Rhodopen-Massiv, zu dem das Rila- und Priringebirge, die Rhodopen und die Gebirge Slavjanska und Stargatsch gehören.
Das Rilagebirge ist das sechsthöchste in Europa und das höchste auf der Balkanhalbinsel (Mussala – 2925 m). Das Pringebirge ist das bizarrste bulgarische Gebirge alpinen Charakters. Die Rhodopen sind flächenmäßig das zweitgrößte und eines der interessantesten Gebirge in Bezug auf Tier- und Pflanzenwelt, Architektur der Ortschaften und kulturelle Traditionen der Bevölkerung. Slavjanska- und Stargatsch-Gebirge liegen an der Grenze zu Griechenland. Das Slavjanka-Gebirge wird gern von Touristen besucht. Dort ist der Pirintee zu finden. Östlich des Rila-Rhodopen-Massivs liegen die beiden niedrigeren Gebirge Sakar und Strandsha. Das Strandsha-Gebirge ist eng mit den Befreiungskämpfen des bulgarischen Volkes vom osmanischen Joch verbunden.
Eine andere Gebirgsgruppe ist die Plansko-Savalska-Gruppe, die 5 Gebirge umfasst: Savalska-, Viskjar-, Ljulin-, Vitoscha- und Plana-Gebirge, alle aneinandergereiht, und zwar südlich der Grenze zu Serbien. Das höchste, größte und bekannteste von ihnen ist das Vitoscha-Gebirge. Da es unmittelbar im Süden an die Landeshauptstadt anschließt, ist es das am häufigsten besuchte Gebirge. Auf seinem höchsten Berg, dem Tscherni vrach (2290 m) wurde die organisierte Touristenbewegung in Bulgarien ins Leben gerufen. Am 27. August 1895 wanderten auf den Aufruf des großen bulgarischen Schriftstellers und Demokraten Aleko Konstantinov hin 300 Einwohner Sofias hierher – ein für damalige Zeiten unwahrscheinliches Ereignis.
Die Verilo-Rujska-Gruppe umfasst 7 verhältnismäßig niedrige Gebirge zwischen der serbischen Grenze und dem Rilagebirge. Es sind das Ruj-Gebirge (es grenzt an Serbien und ist mit 1706 m das höchste in dieser Gruppe), das Esdimirska-, Strasha-, Ljubasch-, Crna Gora-, Golo-bardo- und Verilagebirge. Obgleich all diese Gebirge nicht sehr hoch und auch flächenmäßig recht klein sind, ist jedes für sich dennoch interessant. Im Golo-bardo-Gebirge ist beispielsweise das an endemischen Pflanzenarten reiche Ostriza-Reservat.
Die Gebirgsgruppe Kraischte umfasst 11 einzelne Gebirgsbildungen, die alle ebenfalls flächenmäßig klein und verhältnismäßig niedrig sind. Am höchsten sind die zu Serbiens Grenze hin liegenden, 1733 bzw. 1737 m hohen Milevska und Karvav kamak. Ganz in Bulgariens Südwesten liegt die Ogosovska-Belassiza-Gruppe. Ogosovska- und Belassiza-Gebirge ragen über 2000 m gen Himmel, und Vlahina- und Malashevska-Gebirge grenzen unmittelbar an sie an. Das fünfte in dieser Gruppe ist das Ograshden-Gebirge. Vier dieser Gebirge liegen an der bulgarisch-mazedonischen Grenze, während das Belassiza-Gebirge sich gleich auf drei Länder verteilt, nämlich Bulgarien, Griechenland und Mazedonien. Der Tumba-Berg (1881 m) ist der Knotenpunkt zwischen den drei benachbarten Balkanländern. Von allen 37 großen und kleinen Gebirgen sind 8 über 2000 m hoch: Rila (Mussala – 2925 m), Pirin (Vichren – 2914 m), Balkangebirge (Botev – 2376 m), Vitoscha (Tscherni vrach – 2290 m), Ogosovska (Ruen – 2252 m), Slavjanska (Gozev vrach –2212 m), Rhodopen (Gojam Perilik – 2191m) und Belassiza (Radomir – 2029 m). In allen werden Tourismus und Sport groß geschrieben. Und die Rhodopen sind darüber hinaus auch recht dicht besiedelt.
Ungefähr 400 Hochgebirgsseen aus der Eiszeit, sind in unserem Land zu finden, die alle – außer einem im Balkangebirge – im Rila- und im Piringebirge liegen. Es gibt noch viele natürliche Seen anderen Ursprungs, hauptsächlich in den Rhodopen und weniger im Balkangebirge. Das ist ein unschätzbarer Reichtum Bulgariens, den es erst noch für Liebhaber zu erschließen gilt.
Die herrliche Gebirgswelt des Landes erhält immer mehr Fürsorge seitens des Staates, um sie auch für die Zukunft erhalten zu können. Gebildet wurden –zig Biosphärenreservate und große Teile des Pirin-, Rila- und Balkangebirges sind zu Nationalparks erklärt worden. Der Nationalpark PIRIN steht auf der Liste der UNESCO für geschützte Gebiete und Naturschönheiten, die nationale und allgemein menschliche Werte darstellen.
Viele Möglichkeiten bieten die bulgarischen Gebirge für eine angenehme und zugleich nützliche Freizeitgestaltung. Autotouristen finden hier ein weit verzweigtes Straßennetz, über das man zu den bedeutendsten Naturschönheiten und kultur-historischen Sehenswürdigkeiten gelangt und ebenso bis zu allen besiedelten Orten und Luftkurorten. Uneingeschränkt sind die Wandermöglichkeiten zu allen Jahreszeiten. Dazu stehen in den bulgarischen Gebirgen über 300 Bauden (Auskunft und Reservierung 02 / 980 12 85) und Hochgebirgsunterstände zur Verfügung, ein genügend großes Netz, so dass auch die längste Wanderroute innerhalb eines Tages zu bewältigen ist. Tausende von Kilometern sind markiert, und so ist bis zu einem hohen Grade die Sicherheit in den Gebirgen gewährleistet. In Bulgarien ist wie in den meisten europäischen Ländern, in denen gute Wanderwege vorhanden sind, eine Sommermarkierung durch ein vierfarbiges Band üblich. Die Grundfarben sind rot, blau, grün und gelb. Weiß ist nur eine Hilfsfarbe. Man sollte wissen, dass die rote Markierung vor allem die Gebirgskämme kennzeichnet. Die Wintermarkierung besteht aus gelb-schwarzen, 3 und 4 m hohen Metallstäben, die bei einer soliden Schneedecke den gefahrlosesten Weg auf einer Wanderroute anzeigen. Neben den normalen Stäben gibt es auf dem größten Teil der Wanderwege vor allem im Rila- und Piringebirge und auf dem Kamm des Balkangebirges noch Wegeschilder.
Gute Wintersportmöglichkeiten bieten vier große Skizentren, und zwar Borovez (Rilagebirge), Pamporovo (Rhodopen), Aleko (Vitoscha-Gebirge) und Bansko (Piringebirge). Den höchsten Koeffezienten hat Borovez, wo auch Europameisterschaftsausscheidungen stattfinden. Borovez ist auch schon Gastgeber für Weltmeisterschaftswettkämpfe gewesen. Kleinere Skigebiete von mehr lokaler Bedeutung sind: Semkovo, Panitschischte, Rilaseen, Maljoviza und Govedarzi im Rilagebirge, Besbog im Piringebirge, Petrochan, Kom, Strashata, Beklemeto, Pleven, Usana, Tschumerna im Balkangebirge, Zdravez, Bjala Tscherkva, Persink, Jundola, Marziganiza in den Rhodopen und Vetrolvala und Kanjarnika im Vitosch-Gebirge. Vorzügliche Bedingungen für Skiwanderungen bieten die Hänge der alpinen Gebirge Rila und Pirin, aber auch die von Balkangebirge, Rhodopen, Vistoscha- und Osogovo-Gebirge.
Aber auch passionierte Bergsteiger finden in den bulgarischen Gebirgen ausgezeichnete Voraussetzungen für ihren emotionalen Sport inmitten von Mutter Natur. Zahlreich sind die alpinen Objekte, die selbst für die besten Kletterer Europas von Interesse sind. An erster Stelle steht da konkurrenzlos der Maljoviza-Teil des Rilagebirges, die Wiege und das Zentrum der bulgarischen Bergsteiger, ein riesiges alpines „Stadion“ und mittendrin der schönste bulgarische Berg – der Maljoviza (2730 m). Weitere bekannte Bergsteigerobjekte sind Vichren und Stapalata im Piringebirge, Vratniza, Lakatnik, Rajskite skali (Paradiesfelsen), Severni Dshendem (Nordhölle), Maglish und Karandila im Balkangebirge, Kominite (die Schornsteine) und Reznjovete im Rilagebirge und Shreloto na Erma (Schlucht am Erma-Fluss).
Sehr gute Voraussetzungen bestehen auch für andere moderne Bergsportarten wie Bergmarathon, Mountainbike, Delta- und Paragliding, Rafting und Kajakfahrten.
Schönheit, Abwechslungsreichtum und gute Zugänglichkeit machen die bulgarischen Gebirge zu allen Jahreszeiten zu gut besuchten Objekten des Tourismus für das In- und Ausland.
Für Leben, Gesundheit und Sicherheit der Touristen und Sportler in den Gebirgen sorgen der ausgezeichnet organisierte und ausgerüstete Bergrettungsdienst (PSS) und über 15 gut ausgebildete Hunde. Etwa 50 fest angestellte und 700 freiwillige Bergretter sichern die bulgarischen Gebirge und geben durch ihre hingebungsvolle Arbeit und ihre Liebe zu Menschen und Natur allen Naturliebhabern mehr Sicherheitsgefühl. Ein Zentraler, Tag und Nacht besetzter Wachtdienst ist in der PSS-Zentrale im Hauptstadtviertel Losenez untergebracht - 02 / 9632000, 0481843, 088621286. Von dort aus wird zu über 250 Bergbauden und PSS-Posten Funkverbindung unterhalten. Zum Bergrettungsdienst gehören drei Zentralen, und zwar in Borovez, Bansko und Pamporova, darüber hinaus noch zahlreiche lokale Stellen wie Aliko, Tscherni vrach und Ofeliite im Vitoscha-Gebirge, Veshen, Basov djal, Usana und Balgarka im Balkangebirge, Metschitschal oberhalb von Tschepelare in den Rhodopen und Sdravez oberhalb von Plovidiv, ebenfalls in den Rhodopen und Osogov im gleichnamigen Gebirge oberhalb von Kjustendil. Außerdem bestehen noch viele ständige oder auch vorübergehend eingerichtete Wachtposten wie Resena und Konjarnika im Vitoscha-Gebirge, Markudshizite und Tschtarlaka im Rilagebirge und Tschalin valog, Javorov-Hütte und Schiligarnika im Piringebirge.
Mitarbeiter des Bergrettungsdienstes haben auch erfolgreich bei der Beseitigung von Erdbebenfolgen und Folgen anderer Naturereignisse in der Türkei, in Griechenland, Armenien, Kairo und in unserem Lande mitgewirkt.
In Bulgarien kann inzwischen auch schon eine Gebirgskrankenversicherung abgeschlossen werden, die die Kosten für eine eventuell notwendig werdende Rettungsaktion übernimmt.
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