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Bulgarien Gebirge > Pringebirge

Pringebirge

Pirin ist das schönste und bizarrste bulgarische Gebirge. Nach dem Rilagebirge ist es das zweithöchste in Bulgarien und das dritthöchste auf der Balkanhalbinsel (nach dem höchsten Olymp-Gipfel Mitika 2917 m in Griechenland). Das Piringebirge liegt in Südwestbulgarien und nimmt die südwestliche Ecke des Rila-Rhodopen-Massivs ein. Der Form nach ist es länglich und erstreckt sich von Nordwesten nach Südosten, und zwar zwischen den Flüssen Struma und Mesta.

Im Laufe der Jahrhunderte war dieses Gebirge unter den verschiedensten Namen bekannt: der thrakische Name Orbelus bedeutete „Schneegebirge“, das altslawische Judeniza (von „Judi“ – Bergfeen, die einem alten Volksglauben zufolge das Gebirge bewohnten), dann das neuere slawische Perun, das mit dem gleichnamigen Gott verbunden war, der der slawischen Mythologie zufolge auf dem Vichrengipfel zu Hause war und sein Feuer in Form von Blitzen von dort herunterzuschleudern pflegte, das türkische Beride, was etwa breitgefächert bedeutet. Den letzten Untersuchungen zufolge kommt die Bezeichnung Pirin vom hethitischen Wort „perunasch“ – Felsen, und dem thrakischen Namen Perintus oder Pirintos

Das Gebirge besteht hauptsächlich aus zwei Felsgesteinarten, und zwar Granit und Karst (Marmor), die sich stellenweise so ineinander verflochten haben, dass sich dort, wo sie zusammentreffen, Gipfel, Kessel und sogar Seen gebildet haben. Infolge langanhaltender Vereisung während des Quartärs hat das Piringebirge ausgeprägten alpinen Charakter – Felskuppen und –kanten, tiefe Einbuchtungen und gut geformte Eiszeittäler und –seen, alles in allem recht bizarr.

Das Klima ist zwar typisches Hochgebirgsklima, allerdings unter starkem Mittelmeereinfluss von den Tälern von Struma und Mesta her. Daher hat das Piringebirge im Vergleich zum Rila-, Balkan-, Vitoscha- und Ogosovs-Gebirge auch die meisten Sonnentage im Jahr. Die durchschnittliche Jahrestemperatur bei der Vichren-Hütte (ca. 2000 m ü. d. M.) liegt bei 3.7oC, die mittlere Januartemperatur bei – 4.2 oC und die mittlere Augusttemperatur bei 12.8 oC. Die meisten Niederschläge (vor allem Schnee) fallen im November und Dezember, die wenigsten im August. Das Jahresmittel an Niederschlägen variiert auf dem Vichren zwischen 1500 und 1600 mm pro m2. Die meiste Bewölkung gibt es im Mai und Dezember. Im Winter wehen die Winde vor allem aus nordwestlichen Richtungen und im Sommer aus südwestlichen Richtungen.

Die Grenzen des Piringebirges sind (im Uhrzeigersinn): Im Norden – das Rilagebirge über die Flüsse Gradevska, Eloviza und Kulina, der Gebirgssattel Predela (1142 m ü. d. M.) und der Rablevska-Fluss. Im Osten liegen der Talkessel von Raslog, der Durchbruch Momina klisura und die Ebene von Goze Deltschev, und das Mestatal trennt das Piringebirge von den Rhodopen. Im Süden verläuft die Grenze nacheinander von den Flüsschen Matniza und Buroviza, die es vom Stargatsch- und Slavjanka-Gebirge trennen, über den Parilagebirgssattel (1170 m ü. d. M.), der es ebenfalls vom Slavjanka-Gebirge trennt,  bis hin zu den Flüsschen Goleschevska und Kalimanska. Im Westen wird es von der Ebene von Petritsch begrenzt, von der Schlucht bei Kresna und der Ebene von Simitli, und das Strumatal trennt es von den Grenzgebirgen im Westen nämlich Ograshden, Malaschevska und Vlachina.

Das Piringebirge umfasst eine Fläche von ungefähr 1210 m2. Obwohl es nicht sehr groß ist und einen gut gekennzeichneten Kamm hat, wird es dennoch in 3 Teile geteilt, nämlich Nord-, Mittel- und Südpiringebirge. Die Grenzen zwischen den einzelnen Teilen werden durch die beiden Sättel des mittleren Gebirgskamms gezogen, und zwar Todorova poljana (1883 m ü. d. M.) und Popovi livadi (1430 m ü. d. M.)

Das Nordpiringebirge ist der größte (74 % der Gesamtfläche des Gebirges), der längste (42 km in der Geraden), der höchste, schönste und am meisten besuchte Teil. Da sind etwa 60 Berge von über 2500 m, darunter der höchste Berg, der Vichren (2914 m), und Nr. 2 von über 2900 m, der Kutelo (2908 m). Dann sind da noch Banski Suchodol (2884 m), Goljam Poleshan (2851 m), Malak Poleshan (2822 m), Kameniza (2822 m), Bajuvi dupki (2820 m) und noch viele andere Zweitausender und außerdem der einmalige Karstgrat Kontscheto (Pferdchen), der sich nicht unter 2810 m dahinzieht. Im Nordpiringebirge wechseln Karst- und Granitkämme einander ab, doch die drei höchsten Berge und der Grat Kontscheto liegen genau auf dem Hauptkarstkamm, zusammen mit noch anderen Bergriesen und interessanten Seitengraten wie Stapalata, Sredonos, Koteschkija tschal, Zarnomogilski tschal. Vom zentralen Kamm des Nordpiringebirges gehen 4 Hauptstränge ab. Von Norden nach Süden gerechnet sind das folgende: Sinanischkoto, der den Namen des schönsten Bergs, nämlich Sinaniza (2516 m) trägt, einer der imposantesten und am häufigsten besuchten Berge des gesamten Gebirges. Der höchste Berg des Sinanischko-Strang ist  Georgiiza (2589 m); beim Todorino-Strang ist der höchste der Todorin (2746 m), an dessen Nordhängen die besten Skipisten des Piringebirges liegen; Poleshanko-Strang mit Goljam Poleshan (2851 m) mit einigen der schönsten Berge des Piringebirges, nämlich Dshengala (2730 m), Strashite (2810 m), Gasej (2761 m), Disiliza (2700 m); Kamenischko-Strang mit dem Kameniza (2822 m), schön auch der Malka Kameniza (2679 m), der Jalovarnika (2763 m), Sabat (2688 m) und Kuklite (2686 m).

In diesem Abschnitt des Gebirges sind auch alle Eiszeitseen (140 – 150 an der Zahl), wobei zu den schönsten Seengruppen gehören: Banderischki esera, Vasilaschki esera, Georgijski esera, Vlachinski esera, Valjavischki esera, Kremenski esera, Samodivski esera und Gasejski esera. Der größte Piringebirgssee ist mit einer Fläche von 124 000 m2 Popovoto, der mit 29,5 m auch der tiefste ist. Der höchstgelegene Eiszeitsee auf dem Balkan ist Gorno Poleshanskoto (auf  2710 m). Durch seine Lage, Größe, Schönheit und seinen Stellenwert in unserer Geschichte ist der Tevnoto-See von besonderem Interesse und zugleich eines der Wahrzeichen des Piringebirges.

Im Nordpiringebirge sind auch fast alle Beherbergungseinrichtungen (mit Ausnahme von 2 Berghütten). Zwölf Hütten und 4 Unterstände stehen den Bergwanderern das ganze Jahr über zur Verfügung. Die Markierung (für Sommer und Winter) ist ausgesprochen deutlich und wird bestens unterhalten. Der flächenmäßig kleinste Abschnitt ist das Mittelpiringebirge – 6.7 %. Er ist auch der kürzeste und größtenteils mit Laubwald bewachsen. Hier hat der Pirintee sein Reich, denn auf den hohen kahlen Wiesen findet er die besten Bedingungen gerade in dieser Gegend. Der höchste Berg des Mittelpiringebirges ist der Oreljak (2099 m) mit einem Fernsehturm. Von Westen aus betrachtet ähnelt er einem Adler, der kurz vor dem Flug seine Schwingen ausgebreitet hat, daher sein Name. Andere bekannte Berge sind: Baba, Tschala, Senoto, Murata – unter 2000 m. Der südliche, höhere Teil des Mittelpiringebirges besteht aus Marmor, der nördliche aus Granit. In diesem Teil des Gebirges gibt es keine Seen. Und auch nur 2 Berghütten für Touristen – Popovi Livadi und Malina. Der einzige markierte Wanderweg führt über den Kamm des Mittelpiringebirges.

Das Südpiringebirge umfasst 19.3 % der Gesamtfläche. Es ist der niedrigste, abgerundetste und nur sehr wenig besuchte Teil des Gebirges. In seinen hohen Gebieten wachsen dichte Nadelwälder (Fichte und Kiefer), stellenweise von Laubwald (Buche) durchsetzt. Der höchste Berg ist hier der Sveschtnik (1975 m), gefolgt von Motorog (1970 m), Uschite, Sarapelja u. a. m. In seinem zentralen Teil besteht er aus Granit, während an der Peripherie eher Marmor vorkommt. Hier sind weder Seen noch Berghütten. Vorhanden ist nur ein einziger markierter Wanderweg zwischen der Berghütte Popovo livadi und dem Dörfchen Petrovo, und zwar als Teilstrecke des internationalen Wanderwegs E – 4. Die Piringebirgsflüsse erhalten ihr Wasser von den schneeweißen Gipfeln und den blauen Seen hoch oben und tragen es dann weiter in die Struma oder in die Mesta. Der Hauptkamm des Gebirges ist eine Wasserscheide zwischen diesen beiden großen bulgarischen Flüssen. Die größten Nebenflüsse der Struma sind von Norden nach Süden: Vlachinska reka, Sandanska Bistriza, Melnischka reka und Pirinska Bistriza (der längste im Piringebirge entspringende Fluss). Nebenflüsse der Mesta von Norden nach Süden: Bela reka, Istok (führt den größten Teil des unterirdischen Wassers vom Karstkamm mit sich), Glasne (so heißt er nach dem Zusammenschluss von Banderischka und Demjanischka reka), Sisiliza, Retishe (entspringt im größten Piringebirgssee), Kameniza, Bresnischka und Matniza.

Wegen der einmaligen Natur wurde 1976 der Pirin-Nationalpark geschaffen, der in letzter Zeit beinahe das ganze Nordpiringebirge umfasst und damit eine Fläche von ca. 40 000 ha einnimmt. Im Hinblick auf seinen außergewöhnlichen Wert über Bulgariens Grenzen hinaus, wurde er 1983 auf Beschluss der UNESCO der Konvention zum Schutz des Kultur- und Naturerbes der Welt angeschlossen, und zwar als Biosphären-Nationalpark. Im Piringebirge sind noch 3 Biosphärenreservate: Bajuvi dupki – Dshindshiriza (im Bereich des Nationalparks), Tisata (ebenfalls im Nordpiringebirge) und Orelek (im Mittelpiringebirge)

 
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