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Bulgarien Gebirge > Rilagebirge
RilagebirgeDas Rilagebirge ist das höchste Gebirge in Bulgarien und auf der Balkanhalbinsel. In der europäischen „Wertung“ belegt es den 6. Platz hinter dem Kaukasus (Elbrus 5642 m) und den Alpen (Mont Blank 4807 m), dann kommen Sierra Nevada Mulhacén 3482 m), Pyrenäen (Aneto 3404 m) und der Ätna (3340 m). Das Rilagebirge liegt inmitten der Balkanhalbinsel und ist ihr orographischer und hydrographischer Knotenpunkt. Es ist ein Teil des Rila-Rhodopen-Massivs und nimmt dessen nordwestlichen Teil ein.
Der älteste Name des Gebirges ist der thrakische Dounkas. Das bedeutet wasserreich. Thrakisch ist auch sein anderer Name, nämlich Roula, den die Slawen in Rila umgewandelt haben. Auch der ist mit dem Wasserreichtum des Gebirges verbunden („wasserreiches Gebirge“).
Das Gebirge besteht hauptsächlich aus Granit. Anzutreffen sind auch noch Marmor, Kristallbildungen u. a. m. Die zweimalige Vereisung des Rilagebirges hat eine große Rolle bei der Gestaltung seines Reliefs gespielt. Die zahlreichen Eiszeitseen und –täler und die alpinen Berge sind der beste Beweis dafür.
Das Klima des Rilagebirges wird durch seine geografische Lage bestimmt, ist also an der Grenze zwischen Kontinental- und Mittelmeerklima, und das Mikroklima hängt von Höhe, Boden und Pflanzenwuchs ab. Die niedrigste Temperatur wurde im Februar auf dem Mussala gemessen, nämlich – 11.6oC. An dieser Stelle war auch die jemals in Bulgarien gemessene niedrigste Temperatur von – 31.2oC (ebenfalls im Februar). Im August steigt das Thermometer auf diesem Berg durchschnittlich auf 5.4oC an, und die jemals höchste Temperatur auf dem Mussala war 18.7oC.
Die Winde wehen im Rilagebirge vornehmlich aus westlichen und südwestlichen Richtungen. Seltener und milder sind die aus Nordwesten und Nordosten wehenden und Nord-, Süd- und Südostwinde spielen überhaupt keine Rolle. Die Niederschlagsmenge ist recht groß, wobei auf dem Mussala ca. 1200 mm Niederschläge pro Jahr fallen, davon fast 80 % in Form von Schnee. In den mittleren und alpinen Höhen des Gebirges misst die Schneedecke häufig über 2 Meter. All diese aufgezählten klimatischen Faktoren bilden die Voraussetzung für Lawinengefahr (insbesondere in den höchsten Teilen des Gebirges).
Das Rilagebirge ist wie folgt begrenzt (im Uhrzeigersinn): Im Norden trennen der Fluss Dshubrena, der Gebirgssattel von Klissura und das Flüsschen Klissurtschiza es vom Verilagebirge. Die Ebene von Samokov, der Fluss Bistriza, der Gebirgssattel von Borovez, die Flüsse Malka Slivniza, Slivniza und Mariza (bei Dolna banja) trennen es vom Sredna-Gora-Gebirge bei Ichtiman. Das Tal um Kostenez und Dolna banja, die Mariza bis zu ihrer Vereingiung mit dem Flüsschen Jadeniza grenzen das Rilagebirge zu den südöstlichsten Ausläufern des Ichtimaner Sredna-Gora-Gebirges hin ab. Im Osten bilden die Flüsschen Jadeniza und Jundolska, der Jundola-Sattel, das Ljuta-Flüsschen, der Avramova-Sattel und die Flüsse Dreschenez und Mesta bis hin zum Talkessel von Raslog die Grenze zu den Rhodopen. Und das Piringebirge schließt sich über das Flüsschen Rablevska, den Predel-Sattel, die Flüsschen Kulina, Eloviza und Gradevska an. Und schließlich bildet noch der Dsherman-Fluss von seiner Mündung in die Struma bis zur Ebene von Dupniza eine Grenze.
Innerhalb dieser Grenzen umfasst das Rilagebirge eine Fläche von 2396 km2.
Aufgrund seines Reliefs und seiner morphographischen Merkmale wird das Rilagebirge in vier Hauptabschnitte unterteilt: Ost-, Mittel-, Nordwest- und Südwestabschnitt. Die Abgrenzungen zwischen diesen Abschnitten bilden die kleinen Flüsse Tscherni Iskar, Levi Iskar, Beli Iskar, Rilska, Ilijna, Belischka und Stankova, sowie die Sattelkämme Kobilono branischte, Kadiin grob und Gorni kuki. Jeder der Hauptabschnitte ist seinerseits wiederum in mehrere Unterabschnitte unterteilt, die meist den Namen ihres höchsten bzw. zentral gelegenen Berges tragen.
Der höchste und breiteste Abschnitt ist das Ostrilagebirge, das 37 % der Gesamtfläche des Gebirges ausmacht. Dieser Abschnitt wird seinerseits in 7 Unterabschnitte aufgeteilt. Drei davon, nämlich Mussalenskijat, Marischkijat und Kovaschkijat liegen auf dem Mussala-Kamm, die übrigen 4, also Slavovskijat, Belmekenskijat, Ibarskijat und Mustatschalskijat auf dem Ibarskij-Kamm. Die beiden Kämme kreuzen sich beim Marischki-Tschal-Berg, der wiederum an der Hauptwasserscheide der Balkanhalbinsel liegt, und zwar zwischen den Wasserauffangbecken der Flüsse Iskar, Mariza und Mesta. Im Ostrilagebirge ragen die 11 höchsten Gipfel des Gebirges gen Himmel, an der Spitze der Mussala (2925 m). Östlich davon (verbunden durch die schmale Felskante Trionite) liegt der zweithöchste, der Kleine Mussala (2902 m). In unmittelbarer Umgebung erhebt sich auch der dritthöchste und einzige mit einer Höhe zwischen 2800 und 2900 m, der Iretschek (2852 m). In diesem Teil sind auch die Seengruppen von Mussala, Maritschin, Ropaliza und Jakoruda. Zur Mussala-Gruppe gehört auch der höchst gelegene See im Rilagebirge: Ledenoto (2709 m), gleich nördlich vom Mussala-Berg. Im Ostrilagebirge gib es 9 Bauden und 2 Hochgebirgsunterstände. Und auf dem Mussala selbst ist die 1932 angelegte höchste Meteorologiestation Südosteuropas.
Das mittlere Rilagebirge ist der kleinste Abschnitt des Gebirges, der nur 9 % davon ausmacht. Dafür ist allerdings sein Relief bei einer Höhe von 2077.17 m ü. d. M. am bizarrsten. Das mittlere Rilagebirge wird von zwei Hauptkämmen durchzogen, nämlich die von Skakaviza und Rila, durch die sich malerisch das Rilska-Flüsschen schlängelt. Verbunden sind sie durch den Gipfel Kanarata (2691 m), der in der oro-hydrographischen Charakteristik des ganzen Gebirges an der Spitze steht und als der „Nabel“ des Rilagebirges gilt. Beim Kamm von Skakaviza sind 3 Unterteilungen festzustellen – Skakavischki, Marinkovischki und Schischkovski. Auch der Kamm bei Rila hat 3 Teile, nämlich Kanarski, Rilezki und Britscheborski, und somit wird das mittlere Rilagebirge in 6 Abschnitte unterteilt. Der höchste Berg ist der Karaalaniza (Tscherna poljana) – 2716 m (seiner Höhe nach der 14. Berg im Rilagebirge). Vermerkenswert sind noch die Berge: Rilez (2713 m), Josafinza (2697 m), Aladsha slap (2684) und Vodnija tschal (2683 m). Im mittleren Rilagebirge liegen zahlreiche Eiszeitseen, darunter: Ribnite, Prekoretschkite, Mermerskite, Karaomerischkite, Dshendemskite und Manastirskite Seen. Ebenfalls in diesem Teil liegt mit einer Fläche von 212 000 m2 der größte Eiszeitsee der Balkanhalbinsel, Smradlivoto. Im mittleren Rilagebirge sind 3 Touristenhütten und ein Hochgebirgsunterstand.
Das Nordwestrilagebirge, das in einen niedrigen und einen alpinen Abschnitt zu teilen ist, macht 24 % der Gesamtfläche des Gebirges aus, ist das drittgrößte Gebirge und hat eine durchschnittliche Höhe von 1555.73 m. Sein niedrigerer Teil umfasst den länglichen Talkessel von Govedarzi und das so genannte Lakatischka-Gebirge, das als ein Vorgebirge zum eigentlichen Rilagebirgsmassiv angesehen werden kann. Der höhere Abschnitt wird in die Unterabschnitte Maljovischka, Damgski, Kalinski, Otovischki und Uabulski geteilt. Im Maljovia-Abschnitt sind die bedeutendsten alpinen Ojekte des Rilagebirges und Bulgariens überhaupt. Dazu gehören die Gipfel: Maljoviza (2370 m, das Wahrzeichen des bulgarischen Alpinismus), Kupenite, der höchste davon der Große Kupen, ist mit 2731 m der höchste Berg des Nordwestrilagebirges), Elenin, Orlovez, Slaja sab, Dvuglav, Lovniza, Petlite, Orleto und viele andere. In dieser Gegend sind auch mit die größten und bedeutendsten Seengruppen, nämlich die bei Urdinovo, Maljoviza, Elenovo, Gradinevo und Popovokapevo und ebenso die größte und bekannteste Seengruppe auf der Balkanhalbinsel, die 7 Rilaseen. Im Nordwestrilagebirge sind 10 Bauden und 2 Hochgebirgsunterstände.
Das Südwestrilagebirge umfasst 30 % des Gesamtgebirges, und zwar den niedrigsten Teil mit einer Durchschnittshöhe von 1306.63 m. Es besteht aus zwei Hauptkämmen, dem nördlichen, der sich in den Metschivraschki und den Zarevvraschki Unterabschnitt teilt, und dem südlichen, aufgeteilt in Parangalski, Kapatnischki und Harsovski Unterabschnitt. Der höchste Berg dieser Gegend ist der Angelov vrach (2643 m). Bemerkenswert sind noch Goljam Metschi (2618 m), Usuniza (2606 m), Zarev vrach (2378 m) und Kapatnik (2170 m). In diesem Gebiet sind zwei Bauden. Und gleichfalls hier ist eines der ältesten Biosphärenreservate in Bulgarien, nämlich Parangaliza, das insbesondere durch seine prächtigen jahrhundertealten Fichten bekannt ist.
Im Rilagebirge entspringen die bekanntesten bulgarischen Flüsse, von denen die einen ins Schwarze Meer münden und andere in die Ägäis, was bedeutet, dass die Hauptwasserscheide der Balkanhalbinsel eben durch dieses Gebirge verläuft. In Richtung Schwarzes Meer fließt einzig der Iskar, der allerdings bereits im Rilagebirge recht viele Zuflüsse hat, angefangen von seinen Quellflüssen Tscherni, Beli und Levi Iskar über noch viele kleinere Zuflüsse. Als Ausgangspunkt für den Iskar gelten die Tschanak-Seen im Nordwestrilagebirge ganz in der Nähe der 7 eiszeitlichen Rilaseen. Der größte bulgarische Fluss, die Mariza und auch die Mesta münden außerhalb Bulgariens ins Ägäische Meer. Ersterer entspringt den Maritschin-Seen südlich des Mussala, letzterer entwässert die Südhänge des Ostrilagebirges. Ziemlich umfangreich ist auch das Wassersammelbecken der Struma (entspringt im Vitoschagebirge), in die die Bäche des West- und des Südwestrilagebirges einmünden und die dann über Griechenland ebenfalls in die Ägäis abfließt. Ihre wichtigsten Nebenflüsse sind Rilska, Dsherman, Dupnischka und Blagoevgradska Bistriza.
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