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Nord Bulgarien > Gorna Orjachoviza > Geschichte

Gorna Orjachoviza Geschichte

Die ersten Überlieferungen von Besiedlungen datieren aus dem 5. Jahrtausend v. Chr. (mittlere Jungsteinzeit). Sie sind mit den Ruinen in Blatoto (Nähe Gymnasium in der Stadt) verbunden. Die rechteckigen Häuser waren aus Flechtwerk und Ton gefertigt. Spuren einer frühen thrakischen Siedlung sind in Pschelno Mjasto, 2-3 km östlich der Stadt zwischen den Hügeln Kamaka und Arbanaschkoto Bardo zu finden. Die Bewohner gehörten zum Stamm der Krobisen. Die Siedlung nahm eine Fläche von 100 ha ein. Zu ihrer Sicherheit wurde eine Festung errichtet. Der Ort bestand vom 5.-1. Jh. v. Chr., bis die Römer in dieses Gebiet eindrangen, die auf den Grundmauern ihre befestigte Siedlung errichteten. Weinanbau und Weinproduktion wirkten sich günstig auf die wirtschaftliche Lage aus. Im 2./3. Jh. war die römische Provinz Untermösien die einzige, in der die Weinherstellung erlaubt war. Nach dem Eindringen der Slaven (6.-7. Jh) fehlen Nachweise einer Besiedelung bis zum 12. Jh.

Nach der Wiederherstellung des bulgarischen Staates Ende des 12. Jh. suchte man nach einem geeigneten Schutz für die neue Hauptstadt Tarnovo. Es wurden Festungsanlagen gebaut, darunter Rachovez (4 km nordwestlich der heutigen Stadt). Der Bau wurde zwischen 1187 -1190 fertiggestellt. Die neue Festung hatte den Weg von Tscherven (Region Russe ) nach Tarnovgrad zu bewachen. Der Name stammt vom persischen rach (Weg, Landstraße) ab. Allmählich hat sich daraus der heutige Name der Stadt ergeben. Die Osmanen nahmen die Festung bei ihrem Eindringen ins Land ein und unterbrachen den Wasserzufluss. 1444 wurde Rachovez von Vladislav III zerstört. In den ersten Jahrhunderten  der Türkenherrschaft gab es drei einzelne kleine Dörfer - Mala, Sredna und Goljama Rachoviza. Vom Sultan erhielt Goljama Rachoviza 1538 bestimmte Privilegien, die zu einem wirtschaftlichen Aufschwung führten. Das Handwerk blühte auf, der Handel zählte zu einem der stärksten Zweige in Nordbulgarien. Jeden Freitag wurde Markt abgehalten, gehandelt wurden Vieh, Landwirtschaftsprodukte, Holz, Holzkohle. 1822 wurde eine Einklassenschule eröffnet, 1827 die Privatschule von Vater Gerassim Stoikov (1835 wurde sie Gemeindeschule). Die Mädchenschule öffnete 1850 ihre Tore, 1859 organisierte Ivan Momtschilov die Eröffnung der neuen Schule. Im Ort wurde 1869 die Lesestube eingerichtet, 1870 bekam Gorna Orjachoviza Stadtrecht. Es zählte damals 4700 Einwohner, 1200 Häuser und 5 Kirchen.

Die Einwohner der Stadt nahmen aktiv an den Bewegungen zur nationalen Befreiung in der Region teil. Vassil Levski gründete 1869 ein Revolutionskomitee, er besuchte die Stadt noch zweimal. In der Vorbereitung zum Aprilaufstand wurde Gorna Orjachoviza zum Zentrum des Ersten Revolutionsbezirks unter Stefan Stambolov bestimmt. Aktiv arbeiteten in der Stadt Ivan Semerdshiev, Georgi Ismerliev und die Brüder Grantscharovi. Der Plan eines großen Aufstandes misslang nach einer Reihe von Verraten. Es kam nur zu einer Schlacht zwischen den Aufständischen und dem türkischen Verfolgungstrupp, allerdings mit sehr tragischen Folgen. Am 28. 5. 1876 wurde in Tarnovo Ivan Semerdshiev ( mit Batscho Kiro und anderen ) durch den Strang hingerichtet. Im Zentrum von Gorna Orjachoviza  sprach Georgi Ismerliev unter dem Galgen die Worte aus Es ist leicht für die Freiheit des Vaterlandes zu sterben. Sider Grantscharov  starb als Freischärler unterhalb des Berges Murgasch. Die Stadt war in großer Gefahr wegen der eindringenden Tscherkesen und Räuber. Elena Grantscharova, Vorsitzende des Frauenvereins, zog mit Frauen, Kindern und Alten nach Tarnovo, um beim Reuf Pascha Hilfe zu erbitten. Dieser entsandte türkische Soldaten zum Schutz der Stadt. In der Freischar von Botev waren drei Einwohner von Gorna Orjachoviza, 132 haben an den Kämpfen im Russisch-türkischen Befreiungskrieg teilgenommen. Die Stadt wurde am 26. Juni 1877 befreit. Unter den Befreiern war Major Emiljan Senkevitsch (Bruder des polnischen Schriftstellers Henrich Senkevitsch), der eine Frau aus der Stadt heiratete.

Nach der Befreiung entwickelte sich die Stadt zum großen Eisenbahn-und Verkehrsknotenpunkt. Die nahe Lage zur alten Haupstadt Veliko Tarnovo, zu Arbanassi und den herrlichen Klöstern ringsum macht die Stadt auch zum Anziehungspunkt für Touristen.

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