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Nord Bulgarien > Pleven > Geschichte
Pleven GeschichtePleven hat eine jahrhundertealte Geschichte. In thrakischer Zeit ist es unter dem Namen Storgosia am Ausgang der heutigen Kailaka-Schlucht entstanden und behielt diese Bezeichnung auch unter den Römern. Von den Barbaren zerstört, wurde es von den Slawen wieder aufgebaut, sie nannten es Kamenenz . Nördlich davon entstand eine zweite Siedlung mit dem Namen Pleven (von plevel - Unkraut). Später vereinigten sich beide Siedlungen und wurden 1266 erstmals unter Pleven urkundlich erwähnt, als dieses von den Magyaren eingenommen wurde. Im 12. Jh. entwickelte sich Pleven zum Handwerks- und Handelszentrum. Die Stadt leistete den türkischen Eindringlingen erbitterten Widerstand, deshalb wurde sie nach der Einnahme zerstört, die Bevölkerung ermordet, verjagt oder gezwungen, den mohammedanischen Glauben anzunehmen. 1596 wurde Pleven von dem walachischen Woiwoden Michail Vitjas (der Tapfere) überfallen und angezündet.
Der Anteil der bulgarischen Bevölkerung wuchs im 17. / 18. Jh., Handel und Handwerk blühten wieder auf, es entwickelte sich auch das kulturelle Leben. Der Schafs- und Großviehmarkt machte die Stadt auf der Balkanhalbinsel und in Kleinasien schon 1842 bekannt. Die erste bulgarische weltliche Schule wurde 1825 eröffnet, 1840 gründete Anastassia Dimitrova die erste Mädchenschule und ein Jahr später eine neue Schule für Jungen.1834 wurde die Nikolai-Kirche (Sveti Nikolai) errichtet. Sie bekam 1845 eine Ikonostase, die Ikonen dafür wurden von Dimitar Dospevski und Nikola Obrasopiseza gemalt. Die Lesestube wurde 1869 eröffnet. 1871 zählte Pleven 3101 Häuser und 17 000 Einwohner. Am 6. Mai 1869 gründete Levski hier das erste geheime Revolutionskomitee. Die Plevener nahmen an den Freischaren von Filip Totju und Christo Botev teil.
Herausragende historische Bedeutung erhielt die Stadt im Russisch-türkischen Befreiungskrieg. Nachdem die russischen Truppen die Donau überschritten hatten, machte sich der Westtruppenteil auf den Weg in die strategisch wichtige Stadt. Die türkischen Befehlshaber verlagerten ihrerseits die Truppen von der Vidiner Festung unter Führung von Osman Pascha, der den Oberbefehl über eine Armee von 40 000 Leuten hatte, hierher. Die Türken verschanzten sich in der Stadt. Unter General Schuldner versuchten die russischen Kräfte, etwa 7000 Mann, am 18. 6. 1877 die Stadt zu stürmen, es gelang ihnen auch unter großen Verlusten nicht. 2400 Verletzte und Tote wurden gezählt, der Feind hatte 2000. Auch der zweite Sturm am 30. Juli misslang. Mit einer 100 000 Mann starken russisch-rumänischen Armee fand der dritte Sturm am 11.und 12. September statt und endete nach blutigen Kämpfen. General Skobelev schaffte mit seinen Soldaten über die Grünen Anhöhen einen Durchbruch, aber die russischen Oberbefehlshaber unterschätzten die Lage und befahlen den Rückzug. 16 000 tote und verletzte Russen und Rumänen sind in diesen zweitägigen ununterbrochenen Kämpfen zu beklagen gewesen.
Aus Russland traf General Totleben, der hervorragende Stratege, ein und organisierte die Blockade der Stadt. General Gurko nahm die Dörfer Dolni Dabnik, Gorni Dabnik und Telisch an der Sofioter Chaussee ein. So zog sich der Belagerunsgürtel der russischen und rumänischen Soldaten Ende Oktober immer fester zusammen und umfasste Anfang Dezember 50 km. Die Lage der isolierten türkischen Soldaten verschlechterte sich immer mehr, Hunger, Krankheiten und Kälte quälten sie. Eine wichtige Rolle spielten auch die heldenhaften Abwehrkämpfe am Schipka-Pass, wo Bulgaren und Russen unter Einsatz aller Kräfte, mit Selbstaufgabe und unzähligen Opfern die 45 000 Mann starke Armee von Sjüleman Pascha daran hinderte, den Balkan zu überqueren und nach Pleven vorzurücken. Am 10. Dezember 1877 unternahm Osman Pascha den verzweifelten Versuch, die Blockade am Fluss Vit zu durchbrechen. Er erlitt jedoch eine Niederlage und Pleven fiel nach fünfmonatigen Kämpfen.
Die Stadt erfuhr in den Jahren nach der Befreiung eine rasche Entwicklung. Dazu trug auch der Bau der Eisenbahnlinien Sofia-Varna (Russe) und Pleven (Jassen) - Somovit-Tscherkoviza entscheidend bei. Pleven nimmt heute in der Skala der Städtegrößen Bulgariens den siebenten Platz ein.
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