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Erste Hauptstadt
Erste Hauptstadt des Bulgarischen Reiches (Donau - Bulgarien). 2 km vom heutigen kleinen Städtchen entfernt stößt man mitten in der Ebene auf die Ruinen des stolzen und stattlichen Pliska, erste Hauptstadt von Donau- Bulgarien, 681 von Khan Asparuch gegründet. Sie war es bis 893-894, als unter Zar Simeon I. Preslav Hauptstadt wurde. Das ursprüngliche Pliska bestand aus drei konzentrischen Festungen. Die äußere Stadt wurde, wie damals üblich, durch einen Graben mit einem dahinter liegenden Wall geschützt. Die als Viereck angelegte Fläche der Stadt war 23 km2 groß. Ziemlich genau in der Mitte lag als weitere Festung eine Schutzanlage für die Innenstadt. Eine massive Mauer (2,5 m Dicke) aus Steinquadern. umgab die Festung. Sie war an ihren vier Ecken mit einem Rundturm versehen. Die vier rechteckig zueinander stehenden Mauern wiesen jeweils ein Tor (Haupteingang war das südliche Tor) und zwei fünfeckig geformte zusätzliche Türme auf. Ein dritter Festungsgürtel war eine massive Steinmauer, die im Zentrum der Innenstadt eine Zitadelle umgab. Viele Mauerreste und Mauerteile sind auch heute erhalten geblieben und zeugen von der Mächtigkeit der Anlage als Baudenkmal.
Der Große Palast gehört zu den gut erhaltenen Zeugen seiner Zeit in der Innenstadt. Der Thronsaal der bulgarischen Herrscher hatte repräsentative Funktionen. Hier kam der Rat des Khans zusammen, fanden Audienzen und rauschende Feste statt. Der Saal nahm eine Fläche von 52 zu 26,5 m ein. Er wurde unter Khan Omurtag (814-831) errichtet, dem die größten Verdienste zugesprochen werden, dass Pliska zu einem der größten osteuropäischen Zentren im Frühmittelalter wurde.
Der Kleine Palast, ein repräsentatives Gebäude innerhalb der Zitadelle mit einer Fläche von 568 m2 war die eigentliche Residenz des Khans. Er war reicher gestaltet als der Große Palast. Es sind auch Reste von Bädern und Heizungsanlagen zu erkennen, Wirtschaftsgebäude, Bassins und Grundmauern von Tempeln. In Pliska wurden nicht nur große Gebäude errichtet, sondern auch baulich vervollkommnet: Fußbodenheizung, Kanalisation mit Ton- und Bleirohren für Trink- und Abwasser, verglaste Fenster.
Die Große Basilika liegt in der äußeren Stadt, 1,5 km nordöstlich von der inneren entfernt. Sie wurde unter Zar Boris erbaut. Diese monumentale, dreischiffige Basilika aus der zweiten Hälfte des 9. Jh. war 100 m lang und 30 m breit und somit eins der stattlichsten bulgarischen Bauwerke und eine der größten Kirchen des christlichen Europas.
Gerade in Pliska kann die Wandlung der bulgarischen Architektur von der Frühzeit in eine Architektur mit europäischem Anklang nachempfunden werden. In der Nähe der Ausgrabungsstätten gibt eine reiche archäologische Sammlung im Museum (Tel. 05323 2271) Auskunft. Die älteste Information über Pliska stammt von einer Steinsäule aus dem Jahre 821 (Khan Omurtag) in der Nähe des Dorfes Tschatalar (heute Bahnhof Zar Krum).
Unter der türkischen Fremdherrschaft trug der Ort den Namen Aboba, den er bis 1925 behielt. Danach wurde er Pliskov und seit 1947 Pliska genannt.
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