|
Südost Bulgarien > Kotel > Geschichte
Kotel GeschichteNach Kotel flüchteten sich zu Beginn der türkischen Fremdherrschaft viele Bulgaren aus den umliegenden Städten und Dörfern. Der Name der Stadt wird erstmals in einem Register von 1486 erwähnt. In den folgenden Jahrhunderten siedelten sich hier vor allem Viehhändler an, ein Teil der Bevölkerung stand im Dienst der Bewachung der Gebirgspässe. Dafür wurden der Stadt gewisse Privilegien eingeräumt wie eigener Gemeinderat, Erlassen einiger Steuern, Türken durften sich im Ort nicht ansiedeln. Im 18./19. Jahrhundert erfuhr Kotel einen wirtschaftlichen Aufschwung durch Schafzucht und regen Handel. Die Stadt wurde bald zum Zentrum der Bildung und Kultur, zum Kampf um eine unabhängige Kirche und nationale Freiheit. Viele der orthodoxen Gläubigen aus Kotel unternahmen die lange Pilgerfahrt nach Jerusalem oder ins Kloster auf der Halbinsel Athos. Aus Kotel stammen Hauptmann Georgi Mamartschev (Offizier in der russischen Armee), Georgi Stoikov Rakovski (einer der führenden Kräfte im Nationalen Befreiungskampf), Neophyt Bosveli, Dr. Peter Beron, Sophronius von Vraza (Vertreter der Gelehrtenschule von Kotel, der eigenhändig die „Slawisch-bulgarische Geschichte“ von Paissij Chilendarski abschrieb. Dieser hatte sie 1764 eigens nach Kotel gebracht). Auch Stefan Isvorski, Ivan Kischelski, Vassil Beron und die bekannten Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens Gavril Krastevitsch, Aleko und Stefan Bogoridi wurden hier geboren.
1912 wurde hier die erste weltliche Schule eröffnet. Als Woiwoden, Heiduken, Revolutionäre und Freiwillige nahmen die Leute aus Kotel an den Scharen von Hadshi Dimitar, Panajot Chitov und Christo Botev teil. Vassil Levski gründete hier ein Revolutionskomitee. Kirdshali (entlaufene türkische Soldaten, die raubend durch das Land zogen) überfielen die Stadt mehrmals, bis die Einwohner eine 3 m hohe Mauer der Verteidigung um die Stadt zogen. 1848 und 1863 brachen in Kotel große Brände aus. Im Russisch-türkischen Befreiungskrieg kam es in der Umgebung der Stadt zu Gefechten. Der Stab der Freiwilligenschar unter General Stoletov nahm Quartier in Kotel, ebenso das Husarenregiment aus Narva unter A. Puschkin, Sohn des russischen Dichters A. S. Puschkin. Den schwersten Brand in seiner Geschichte erlebte Kotel nach der Befreiung im Jahre 1894, als der größte Teil der Stadt vernichtet wurde. Reste der früheren reichen Architektur sind heute nur noch im Stadtviertel Galata erhalten geblieben.
Die Teppichweberei, ein altes Kunsthandwerk dieser Gegend, hat Kotel weit über die Grenzen des Landes berühmt gemacht. In der Stadt werden Reliquien aus vergangenen Zeiten sorgsam aufbewahrt - der Steinsarg mit den Gebeinen von Rakovski, das Herz von Dr. Peter Beron, Handschriften von Levski, Rakovski, Sophronius von Vraza. Das Gebirgsstädtchen Kotel ist anziehend für Touristen aus dem In- und Ausland wegen seiner reichen Geschichte, seiner interessanten Architektur und vor allem wegen seiner wunderschönen Lage und Umgebung.
|