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Südwest Bulgarien > Pirdop und Slatiza > Geschichte
Pirdop und Slatiza GeschichteBesiedlungen gab es hier schon vor 6000 Jahren. Später führte hier der altrömische Weg von Ulpia Trajana nach Ulpia Serdika durch. Alexander von Mazedonien besuchte diesen Ort, ebenso die byzantinischen Kaiser Isak Komnin und Isak II Angel.
Über Slatiza ist bekannt, dass an dieser Stelle im 4. Jh. v. Chr. eine Siedlung mit Namen Ulpia Aurea stand. Die Stadt selbst wurde vermutlich von Kaiser Traianus im 2. Jh. gegründet. Die ersten schriftlichen Nachweise stammen aus der bekannten Virginer-Urkunde von Zar Konstantin Assen (1257-1277), in der Slatiza erwähnt wird. Auch der byzantinische Chronist Dukas, der 1445 in Slatiza weilte, berichtete vom Ort selbst und von einem Pass (Slatizaer oder Kaschana). Bei Slatiza fand 1445 die historische Schlacht zwischen dem ungarischen König Vladislav III (Varnentschik), dem Woiwoden Jan Huniadi aus Transilvanien und dem serbischen Fürsten Georgi Brankovitsch gegen die Türken statt.
Obwohl die bulgarische Bevölkerung in Slatiza in der Minderheit war, errichtete sie 1859 im Ort die orthodoxe Georg-Kirche (Sv. Velikomatschenik Georgi) mit einer Schule daneben. Vassil Levski fand 1872 im Kloster Aufnahme, als er hier ein Revolutionskomitee gründete. Am 3. Januar 1878 wurde Slatiza von der türkischen Fremdherrschaft befreit, danach verließen auch die ansässigen Türken die Stadt. Aus Mazedonien siedelten sich viele Bulgaren hier an. Die Handwerker hatten ihre Märkte im Osmanischen Reich verloren, deshalb verlegte man sich jetzt auf Viehzucht und Ackerbau. Es ist sicher interessant zu wissen, das Slatiza zusammen mit Sofia, Tarnevo und Plovdiv nach der Befreiung als Haupstadt kandidierte.
Der Ursprung des Namens Pirdop ist immer noch ein von der Geschichte nicht preisgegebenes Geheimnis, dem viele Legenden auf den Grund zu kommen versuchten. Thrakische Hügelgräber und Ruinen mittelalterlicher Festungen weisen jedoch zweifellos jahrhundertelange Besiedlungen nach. Erste Angaben gehen auf das 12. Jh. zurück, als die Pirdoper Apostol entstand, ein wertvolles Schriftstück, das heute in der Nationalbibliothek „ Kyrill und Method“ in Sofia aufbewahrt wird. Zur Zeit der ‘Nationalen Wiedergeburt’ (18./19. Jh.) entwickelte sich der Ort zu einem wirtschaftlichen und kulturellem Zentrum. Mit dem Band Protopopinskijat Sbornik wurde 1698 vom Lehrer Georgi der Anfang literarischer Tätigkeit im Ort und in der Umgebung gesetzt. Vom gleichen Autor ist der Tichonravvovija Damaskin, heute Eigentum der Staatlichen Bibliothek in Moskau. Zuerst wurde eine Einklassenschule eröffnet, ab 1820 unterrichtete der Lehrer Todor Pirdopski in bulgarischer Sprache in der neuen Gemeindeschule.
Die Wollstoffe, Besatzbänder, Schafwolldecken, Wollteppiche, Seife und Kerzen aus Pirdop waren auf den Märkten in Wien, Budapest, Istanbul, Solun und Alexandria wohl bekannt. An der Produktion von Besatzbändern in 700 Werkstätten verdiente die Stadt jährlich 9 Mil. Türkische Groschen. Nach der Befreiung verlor auch Pirdop seine Märkte, wirtschaftlicher Verfall und Kampf ums Überleben waren die Folge, während allgemein im Land ein nationaler Aufschwung zu verzeichnen war.
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